Dramatischer Insektenschwund: Was Garten- und Balkonbesitzer jetzt unternehmen können, um Bienen, Käfern, Schmetterlingen, Hummeln, … eine Heimat zu bieten.

Hobby- und Kleingärtner profitieren vom Wissen der DRÜBER UND DRUNTER-Landwirte, die auf ihren Äckern „Insektenbiotope“ in der Größe von mehr als 40 Hektar angelegt haben.

Der Insektenschwund in Deutschland ist dramatisch, wie eine Studie verschiedener Wissenschaftler zeigt: Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Masse der Insekten um mehr als 70 Prozent zurückgegangen.

Bernd Bulich, Landwirt und Vorsitzender von DRÜBER UND DRUNTER: „Das hat Auswirkungen auf viele Bereiche unsers Lebens. Insekten dienen nicht nur anderen Lebewesen als Nahrung – etwa 60% der Vögel ernährt sich von ihnen. Sie sind vor allem auch unerlässlich für die Pflanzenbestäubung. Ohne sie können sich rund 80 Prozent der wild wachsenden Pflanzen nicht mehr vermehren. Und auch die Landwirtschaft kann auf die kleinen Helfer nicht verzichten. Sie sind zum Beispiel wichtig bei der Bestäubung von Kulturpflanzen – etwa von Obstbäumen oder verschiedenen Feldfrüchten.“

Dr. Martin Kaupe, Leiter Zentrale Aufgaben Wasserwirtschaft der<br />
RheinEnergie AG und Vorstandmitglied von DRÜBER UND DRUNTER: „Insekten sind Teil der „zersetzenden Gesellschaft“, die aus pflanzlichen und tierischen „Resten“ wichtigen Humus bilden. Der macht die Böden fruchtbar und hilft, Schadstoffe vom Grundwasser fernzuhalten. Insekten helfen also mit, die hervorragende Qualität der Kölner Trinkwassers zu erhalten.“

Bernd Bulich: „Beim Thema Insektenschwund wird schnell auf die Landwirte als Verursacher gezeigt. Ich glaube jedoch, dass es viele Ursachen für dieses Artensterben gibt. Seit den 1990 Jahren gab es keine weitere Intensivierung der Landwirtschaft – im Gegenteil: An vielen Stellen in Deutschland haben meine Kollegen zahlreiche Flächen aus der Produktion genommen und darauf Biotope geschaffen, die Insekten als Lebensraum dienen. Allein die Mitglieder von DRÜBER UND DRUNTER legen jedes Jahr „Insektenbiotope“ auf mehr als 400.000 Quadratmeter an.“

Was sich rasant verändert hat, ist der Schwund an unbebauten Grünflächen – in den letzten Jahrzehnten sind unter anderem immer mehr Gewerbegebiete und Straßen entstanden. Und auch viele Gärten sind heute regelrecht „leergeräumt“. Vor allem pflegeleichter Rasen dominiert das Bild, insektenfreundliche Wildpflanzen und auch eine „Unkrautecke“ gibt es oft nicht mehr. Doch damit ist für viele Insekten nicht nur die Nahrungsgrundlage verschwunden, es gibt für sie auch immer weniger Lebensraum.

Doch jeder kann etwas tun, in dem er in seinem Garten oder Balkon ein kleines Refugium für Insekten schafft. DRÜBER UND DRUNTER-Landwirt Martin Bulich, der auf seinen Flächen allein 4 Hektar „insektenfreundlich“ bewirtschaftet: „Die einfachste Maßnahme ist es, im Garten eine „wilde Ecke“ stehen zu lassen. Hier dürfen Brennnessel, Wildkräuter und Klee ungestört wachsen. Dabei bieten diese Pflanzen nicht nur Nahrung, sondern auch ein Zuhause – etwa für Schmetterlingslarven. Wer mehr tun möchte, kann im Garten, aber auch auf dem Balkon, eine spezielle Wildblumenmischung pflanzen. Die gibt es zum Beispiel im Gartenfachmarkt oder auch Landhandel. Die Mischungen sollten möglichst heimische Sorten enthalten, an die sind die hier lebenden Insekten angepasst.“

Im Handel angeboten werden auch spezielle „Insektenhotels“, die zum Beispiel Wildbienen als Bruthöhle dienen können. Es geht jedoch auch einfacher, in dem die Stirnseite von Holzstämmen mit unterschiedlich dicken Bohrlöchern versehen wird. Auch Hohlraumziegel eignen sich. Speziell für den Balkon bietet sich an, zum Beispiel etwas größere Blumentöpfe insektenfreundlich zu bepflanzen. Für sonnige Standorte geeignet sind zum Beispiel: Wiesenflockenblume, Echter Gamander, Gewöhnlicher Dost, Gemeiner Thymian, Gemeiner Hornklee, Katzenminze, …

Weitere Tipps gibt es im Internet unter den Stichworten:
Lebensraum für Insekten im Garten
Insektenfreundliche Blumenmischung
Wildblumenmischungen
Insektenhotel selbst bauen

Wildblumenmischungen gibt es zum Beispiel bei der

  • RWZ, Liburer Weg 5, 53859 Niederkasse
  • Klostergärtnerei Köln, Kölner Str. 64, 51149 Köln

Folgende Pflanzen eignen sich für einen insektenfreundlichen Garten

  • Kornelkirsche (Cornus mas)
  • Schlehe (Prunus spinosa)
  • Vogelkirsche (Prunus avium)
  • Kulturapfel (Malus domestica)
  • Echte Mispel (Mespilus germanica)
  • Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
  • Weißdorn (Crataegus monogyna)
  • Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
  • Kornblume (Centaurea cyanus)
  • Ringelblume (Calendula officinalis)
  • Bärlauch (Allium ursinum)
  • Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
  • Duftnessel (Agastache foeniculum)
  • Gänseblümchen (Bellis perennis)
  • Veilchen (Viola canina)
  • Dill (Anethum graveolens)
  • Salbei (Salvia officinalis)
  • Gundermann (Glechoma hederacea)
  • Minzen (Mentha)Katzenminze (Nepeta cataria)
  • Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
  • Himbeere (Rubus idaeus)
  • Brombeere (Rubus fruticosa agg.)
  • Gewöhnliche Wiesenschafgarbe (Achillea millefolium)
  • Diptam (Dictamnus albus)
  • Kugelblume (Globularia bisnagarica)
  • Wilde Malve (Malva sylvestris)
  • Moschusmalve (Malva moschata)
  • Wiesensalbei (Salvia pratensis)
  • Mädesüß (Filipendula ulmaria)
  • Blutweiderich (Lythrum salicaria)
  • Akelei (Aquilegia vulgaris)
  • Natternkopf (Echium vulgare)
  • Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis matronalis)
  • Gemeines Leimkraut (Silene vulgaris)
  • Ausdauerndes Silberblatt (Lunaria rediviva)
  • Nickendes Leimkraut (Silene nutans)
  • Nachtkerze (Oenothera biennis)
  • Hornklee (Lotus corniculatus)
  • Steinklee (Melilotus officinalis)
  • Immenblatt (Melittis melissophyllum)
  • Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
  • Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
  • Brennnessel (Urtica dioica)
  • Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
  • Hufeisenklee (Hippocrepis comosa)
  • Weiße Lichtnelke (Silene latifolia alba)
  • Echter Salbei (Salvia officinalis)
  • Türkenbundlilie (Lilium martagon)
  • Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria officinalis)